⊗ r. anderscheinungen ⊗ mein denkraum.
Samstag, 5. März 2011
was ist alt?
lena schaltet den fernseher kurz nach mitternacht ab. echt genug getrödelt, es ist zeit sich aufzuraffen. sie zieht ihre Jacke an und wirft noch einen kurzen blick in den spiegel.
gar nicht so abstossend für eine mittdreissigerin. sie kann sich echt nicht beklagen.

während dem kurzen weg zu ihrem auto saugt sie die frische kalte nachtluft regelrecht ein und fühlt sich schlagartig munterer.
ehe sie losfahren kann, kramt sie in der türablage noch nach einer cd. etwas rockiges – minke und die mädels stehen ja nicht auf ihre elektronischen beats. als pete townsend in die saiten greift, dreht sie den zündschlüssel.

die strasse ist leer. zu dieser nachtschlafenden zeit sind in all den orten allenfalls noch katzen unterwegs. lena dreht die musik auf und singt lauthals mit. erinnerungen an ihre letzte party ziehen vor ihrem geistigen auge vorbei. wann war das eigentlich? lindas geburtstag? der lag ja nun schon eine ganze weile zurück. seit das baby auf der welt ist, kommt sie kaum noch vor die tür. sie ist ja schon froh, wenn sie es mit dirk mal einen abend ins kino schafft. ja, lindas fest... der kater am nächsten tag war horror– aber der abend war es wert! linda wusste schon immer zu feiern und lena war stets bemüht, dem begriff des „rauschenden festes“ trinkfest zur ehre zu gereichen.
lena grinst in sich hinein. es ist wirklich an der zeit, mal wieder die nacht zum tag zu machen!

problemlos findet sie den weg, den minke ihr beschrieben hat. die wohngegend macht einen wohlhabend aufgeräumten eindruck und lediglich in wenigen häusern ist noch licht zu sehen. angekommen, lenkt sie ihren wagen in die auffahrt zur garage. die fete ist in vollem gange, die musik nicht zu überhören. kaum zu glauben, dass es keinen stress mit den nachbarn gibt in so einer spiessergegend, schiesst es durch lenas kopf.

sie klingelt bereits zum dritten mal, als ihr ein bubi mit grau-blau gestreifter mütze die tür öffnet. er ist ein beachtliches stück grösser als sie, dafür aber höchstens halb so alt. flüchtig mustert er lena mit kiebigen augen, setzt dann aber schnell ein charmantes grinsen auf: „hi!“
lena starrt ihn überrascht an. obwohl sie diese schlabberhosen eigentlich nicht leiden kann, ist sie von der aparten erscheinung des boys und seiner selbstbewussten haltung augenblicklich hingerissen. kein wunder, dass minke von ihm schwärmt! da könnte man ja echt auf unanständige gedanken kommen... und genau die scheint er gerade zu erraten. amüsiert schaut er lena an und tritt zur seite, um sie einzulassen. „vielleicht etwas zu trinken?“, fragt er keck. lena lacht verblüfft und schüttelt den kopf. dabei hätte sie beinahe ihre jacke ausgezogen und nach einem cubalibre verlangt. ah, ihr alter feierreflex.
„schade!“, er zuckt mit den schultern. dann dreht er den kopf hinüber zum wohnzimmer und schreit: „minke!“
minkes gesicht erscheint im türrahmen. sie hat gerötete wangen und ein getränk in der hand, das sicher nicht nur cola enthält. als sie lena neben ihrem freund entdeckt, macht sich enttäuschung in ihrem gesicht breit.
„deine mutter ist da.“, fügt dieser überflüssigerweise an.

als lena zehn minuten später mit minke mit ihren freundinnen ins auto steigt, fühlt sie sich plötzlich müde. und schlagartig um zehn jahre gealtert. sie dreht sich um und fragt: „welche setze ich zuerst ab?“ thekla hebt resigniert die hand und schaut mit wehmütigem blick zur haustür zurück.
lena dreht den zündschlüssel und stellt mit einer unbewussten bewegung pete townsends gitarre leiser.

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