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Sonntag, 10. Juni 2007
r, 09:19h
sein sie herzlich willkommen in seisdrum,
einem kleinen messinischen dorf im hinterland auf sizilien. dieses kleine messinische dorf (wobei „messinisch“ eher ein atmosphärischer füllbegriff sein soll) befand sich also irgendwo (es wusste wohl selbst genau, wo es war – es hatte bisher lediglich noch nicht die absicht es zu verraten) und lebte vor sich hin. das wäre natürlich nicht besonders interessant, aber ich bin überzeugt, wer bis zu diesen verworrenen zeilen durchgehalten hat, wird sich wohl auch noch den rest antun. ein möglicher grund dafür mag eine tiefgehende masochistische ader des lesers (die er bei dieser lektüre soeben entdeckt hat) oder einfach der wille, diese abstruse kurzgeschichte zu durchschauen und das psychopathische grinsen des autors im nacken spüren zu können. wie auch immer... seisdrum war gewissermaßen ein bekannter, wenn nicht sogar berühmter ort. denn die restliche welt machte ihn durch die vollkommene unkenntnis seiner lage zu einem relativ bekannten ort ( man könnte hier den verdrängungseffekt als selbstschutzfunktion deuten – vielleicht will aber auch nur der autor durch sein fundiertes halbwissen glänzen). verglichen mit der straße, die aus jenem ort führte und dem was sich einem, sich unvorsichtigerweise in diese richtung fortbewegendem und nicht übermäßig lebensfreudigem wanderer nach zurücklegen einer bestimmten strecke zeigen würde bzw. gezeigt hätte – wenn er jemals dort angekommen wäre, war seisdrum sogar sehr bekannt ( die vermeidung der verwendung von großbuchstaben durch den autor ist wohl auf seine umfassende unkenntnis der ungeahnt zahlreichen tastatureingabemöglichkeiten und den daraus resultierenden textgestaltungsoptionen zurückzuführen). und berühmt? nun ja, take that war auch einmal berühmt, genau wie peter maffay, knackige hähnchenteile oder garfield, obwohl sie die demographische vielfalt ihres ursprungslandes genauso wenig widerspiegelten oder gar bereicherten... wie eben seisdrum. q.e.d. ja, ich weiß … wie konnte ich meinem intellektuellen und sicher auch intelligenten leser nur eine solch haarsträubende unverschämtheit von einer erklärung bieten? ich zog mich natürlich sogleich auf mein luxusappartement zurück, begrenzte meinen ausschweifenden alkohol- und drogenkonsum und begann mich neu zu erfinden – nun, dieser versuch scheiterte, doch eine neue und viel bessere erklärung fand sich nach neuerlichem exzessivem alkoholmissbrauch. et voilà! nicht jedem ist das sprichwort „neapel sehen und sterben.“ gänzlich unbekannt. und da ich einer der genialsten autoren abstruser kurzgeschichten war und schon immer bin, kenne ich dieses „saying“ auch (der autor versucht gelegentlich mit seinen beschränkten englischkenntnissen anzugeben). für diese geniale und einzigartige geschichte befand ich diese phrase als hohl und unpassend (nein, hier wird nicht auf die unglaublich hohe kriminalitätsrate, sondern auf die unglaubliche schönheit neapels angespielt, für die es sich angeblich lohnt zu sterben – der autor, also ich, kann das nicht bestätigen, deshalb ist es unhaltbar, untragbar und unerträglich unpassend) und schrieb sie neu – in einem brief an eine touristikgesellschaft mit der bitte seisdrum in ihr reisezielsortiment aufzunehmen: „seisdrum sehen und sterben! besuchen sie einen der schönsten, unberührtesten und einzigartigsten flecken dieses planeten. heirat (nette schwiegereltern) bzw. beerdigung (höfliche und ehrbare totengräber, die ihr handwerk verstehen) im preis inbegriffen! für sensationelle 149 € !!! nur hinflug also ist seisdrum zumindest so berühmt wie neapel ... und wer kennt neapel nicht? so, q.e.d. der liebe leser wird sich jetzt natürlich fragen, ob es nicht mal wieder zu viel des guten weines war, doch ich kann ihm versichern, stets auf meine eigene glaubwürdigkeit bedacht zu sein. zum besseren verständnis werde ich die sitten und bräuche der unheimlich liebenswürdigen bewohner dieses dörfchens kurz erläutern: nach der ankunft in seisdrum wird man sofort in das nächste haus geführt, in dem man nun zum essen und trinken eingeladen wird. sehr gastfreundliche menschen. nach dem essen wird vom sohn des hauses die alles entscheidende frage gestellt: „he, schaust du meine schwester an?“. es bieten sich dem etwas überraschten besucher nun zwei antwortmöglichkeiten ( nein, vielleicht wird hier nicht akzeptiert). wenn er sich für ja entscheidet wird ihm entweder unmissverständlich klargemacht, dass er diese grazie sofort heiraten müsse – nein dagegen provoziert die nächste alles entscheidende frage: „isse hässlich, oder was?“ wieder zwei möglichkeiten: ja führt zum besuch des wohlgefüllten, örtlichen friedhofs und damit zum unmittelbaren tod. nein hingegen stellt die glaubwürdigkeit des befragten in frage und veranlasst den fragesteller, also den mittlerweile schon etwas verärgerten, weil verwirrten sohn, entweder zum wiederholten male die erste frage zu stellen (mit bereits bekannten und möglichen zusätzlichen folgen, die u.a. vom verwirrtheitsgrad und damit dem unmittelbaren gewaltbereitschaftsgrad des inzestgeplagten sohnes mit damenbart abhängig sind) oder dieses problem auf die ortsübliche, unbürokratische art zu lösen: er gibt dich an den nächsten dorfbewohner weiter, der dann fragen wie „du isst so wenig, schmeckt die mein essen nicht, oder was?“ oder „hast du meinen hund angeschaut?“ stellen wird, deren folgen dann in absehbarer zeit eintreten. wer nun denkt, er könne sich durch geschickte und ausweichende antworten aus diesem teufelskreis befreien bzw. sich durch sämtliche häuser mogeln, dem sei gesagt, das sich ein so unerhörtes verhalten eines fremden gegenüber der gastfreundlichkeit des dorfes sehr schnell herumspricht und durchaus als affront gewertet wird (wobei sich die dörfler der bedeutung dieses wortes wohl nicht bewusst sein dürften, jedoch sehr wohl der daraus resultierenden rechtfertigung von gewalt gegen unverschämte fremde). dem leser ist nun sicher klargeworden, dass das sprichwort „seisdrum sehen und sterben“ durchaus seine berechtigung hat. und wo seisdrum liegt? nun ja ich denke es gibt überall auf der welt kleine verschlafene dörfer mit inzestgeplagten bewohnern, die ein nein leider zumeist nicht so leicht akzeptieren können. die gewaltbereitschaft allerdings ist in seisdrum einzigartig. deshalb ist es auch so faszinierend. wer es einmal betritt wird es nie wieder verlassen. das gilt auch für frauen. auch für hässliche. ... comment |
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